Ob Fremd- oder Eigenkapital: Kapital verursacht Kosten. Gerade Startups müssen die Kapitalkosten bei Finanzierungsrunden im Blick behalten und kapitaleffizient arbeiten. Wie gelingt das?

Internationalisierung, Produktentwicklung oder neue Mitarbeitende: Trifft ein Unternehmen eine Investitionsentscheidung, gilt es die Chancen und Risiken abzuwägen. Dabei spielen die Kapitalkosten (engl. Cost of Capital) eine wichtige Rolle.

Wie werden solche Kapitalkosten definiert? Wie berechnen sie sich? Was sind die impliziten und expliziten Kapitalkosten? Und wie wirken sich die Kapitalkosten auf Start-ups und deren Kapitaleffizienz aus?

Was sind Kapitalkosten? 

Ob Eigen- oder Fremdkapital: Für jedes Unternehmen fallen bei der Kapitalaufnahme Kosten an. Sie werden Kapitalkosten genannt und setzen sich aus Eigen- und Fremdkapitalkosten zusammen.

Doch Kapitalkosten sind nicht gleich Kapitalkosten. Fremdkapital verursacht explizite Kapitalkosten – nämlich Zinsen, die vorab vertraglich festgehalten sind. Unternehmen zahlen Zinsen als regelmäßige (meist monatliche) Kapitalkosten.

Anders verhält es sich bei Eigenkapitalfinanzierungen. Hier gibt es keine expliziten, sondern implizite Kapitalkosten. Investor:innen erwarten eine Rendite auf ihre Investition. Die Rendite belastet das Unternehmen jedoch erst zu einem späteren Zeitpunkt, etwa in Form einer Gewinnbeteiligung. 

Für Investoren gilt: Je größer das Risiko ihrer Investition, desto höher die erwartete Rendite. Bei VC-Finanzierung wird vorab selten eine fixe Rendite festgelegt. Sie bemisst sich eher an der Anzahl der Anteile, die der VC-Fonds erhält und später mit Gewinn verkauft. Da das jedoch in der Zukunft liegt, ist es schwierig, die konkreten Kapitalkosten einer Eigenkapitalfinanzierung zu berechnen. 

Die Gesamtkapitalkosten sind die Summe der gewichteten Kosten für Eigen- und Fremdkapital. Eigen- und Fremdkapital werden entsprechend ihres Anteils an der Bilanzsumme eines Unternehmens gewichtet.

Wie kann man die Kapitalkosten berechnen?

Unternehmen können verschiedene Formeln zur Berechnung der Kapitalkosten verwenden. Eine Formel zur Berechnung der Kapitalkosten ist der WACC-Ansatz. WACC steht für "Weighted Average Cost of Capital". Dieser Ansatz wird üblicherweise von Konzernen verwendet, nicht von Startups.

Die WACC-Formel

‍(Eigenkapital/Gesamtkapital) * Eigenkapitalzinsen + (Fremdkapital/Gesamtkapital) * Fremdkapitalzinsen * (1 - Ertragssteuersatz)

Die Rolle der Kapitalkosten für Startups 

Startups brauchen in der Regel von Anfang an Kapital, da sie noch keine Umsätze generieren. Sie finanzieren sich deshalb mit der Hilfe von Fremd- und Eigenkapital. Damit investieren sie in die ersten Produkte oder neue Mitarbeitende, was letztendlich auf ihr Wachstum einzahlt.

Welche Rolle spielen dabei die Kapitalkosten und wie wirken sie sich auf Investitionsentscheidungen aus? 

Exit oder IPO: Eigenkapital kann Kapitalkosten verursachen

Im Rahmen der Unternehmensfinanzierung stehen Unternehmen heute viele Instrumente zur Verfügung. Die gängigsten Methoden sind Venture Capital  und Business Angels. Das Startup verkauft seine Unternehmensanteile und erhält im Gegenzug Eigenkapital.

Das verursacht womöglich implizite Kapitalkosten, die jedoch vorab unbekannt sind.

Denn die "wahren" Kosten einer Eigenkapitalfinanzierung sind anders gelagert. Durch Verwässerung (engl. Dilution) der Anteile verringert sich der Einfluss der Gründer:innen auf ihr eigenes Unternehmen. Sie treten einen Teil ihrer Ownership an Externe ab. 

Zusätzlich profitieren sie bei einem Exit oder Börsengang weniger von der künftigen Wertsteigerung des Unternehmens. Beim Eigenkapital werden die Kosten real, wenn Teile des Unternehmens beim Verkauf den Investor:innen gehören und entsprechend ein Teil des Erlöses an die Investor:innen geht. 

Zinsen oder Warrants: Fremdkapital verursacht garantiert Kapitalkosten

Anders sieht es bei der Finanzierung mit Fremdkapital aus.

Für Fremdfinanzierungen stehen längst nicht mehr nur Banken parat. Term und Growth Loans, Recurring Revenue Financing/Revenue Based Financing oder Venture Capital: Die Liste alternativer Finanzierungsmöglichkeiten jenseits traditioneller Fremdkapitalgeber:innen ist lang.

Bei Fremdkapitalfinanzierungen fallen explizite Kosten in Form von Zinsen an. Dabei gibt es unterschiedliche Zinsmodelle und Zahlungsweisen, etwa monatlich, quartalsweise, jährlich oder sogar Pay-in-Kind-Kredite.

Hier lassen sich die expliziten Kapitalkosten genau beziffern und sind im Voraus bekannt. Sie können deshalb auch effizienter gestaltet werden.

In manchen Situationen kann es vorteilhafter sein, sich für Fremdkapital mit direkter Zinsbelastung anstelle von Eigenkapital zu entscheiden. Das kann langfristig dafür sorgen, den Unternehmenswert zu steigern.

Kurz- und langfristige Auswirkungen der Kapitalkosten

Wie eingangs erwähnt, können Startups verschiedene Formen der Fremdkapitalfinanzierung nutzen. Mit einem Term Loan erhalten sie zum Beispiel auf einen Schlag eine große Summe. Was kurzfristig positiv ist, kann langfristig zu einer Herausforderung werden. 

Einerseits hat das Unternehmen ein dickes Plus auf seinem Konto. Andererseits fallen direkt Zinsen auf das Fremdkapital an. Üblicherweise investiert ein Startup nicht direkt die gesamte aufgenommene Summe. Es dauert mehrere Monate, manchmal sogar bis zu einem Jahr, bis das Kapital zum Einsatz kommt. 

Ein Großteil des Geldes bleibt zunächst auf der Bank. Dort verursacht es Kapitalkosten.

Auswirkungen der Überfinanzierung auf die Kapitalkosten.

Überfinanzierung treibt die Kapitalkosten 

Tritt dieses Szenario ein, kommt es zu einer Überfinanzierung (engl. Overfunding), da das Startup sein Kapital ohne Verwendung im Unternehmen hält und nicht investiert. Wenngleich es durchaus sinnvoll sein, etwas mehr Kapital als nötig einzusammeln, da so Liquiditätsengpässe vermieden werden.

All das wirkt sich auf die Kapitaleffizienz aus. Sie beschreibt, wie effizient ein Unternehmen mit seinem verfügbaren Kapital arbeitet, um Ergebnisse zu erzielen. Die Kapitaleffizienz verschlechtert sich, wenn Kapital nicht eingesetzt wird und gleichzeitig Kosten verursacht.

Dieser Effekt kann insbesondere bei Finanzierungsformen wie Term Loans auftreten. Term Loans sind besonders bei Startups beliebt. Sie werden üblicherweise nicht von Banken vergeben und haben folgende Eigenschaften: 

  • Ein zu Beginn der Laufzeit festgelegter Zinssatz
  • regelmäßige Zinszahlungen, die während der gesamten Laufzeit des Kredits gleich bleiben
  • eine längere Rückzahlungsfrist von einem bis zehn Jahren

Beim Term Loan steht einem Unternehmen das gesamte Volumen direkt zur Verfügung. Das bedeutet, dass dafür auch sofort Zinsen bezahlt werden müssen. Und genau das kann zum Problem werden.

Liegt das Geld auf der Bank oder wird es direkt eingesetzt?

Denn der Kapitalbedarf kann zum Zeitpunkt der Finanzierung noch weit unterhalb der Auszahlungssumme liegen – und der Bedarf kann sich monatlich oder quartalsweise ändern.

Die Sicherheit und Stabilität, die ein solches langfristiges Darlehen verspricht, hat auch einen langfristigen Einfluss auf die Kapitalkosten und Kapitaleffizienz eines Unternehmens. Das hat zwei Gründe:

  1. Das Startup muss auch dann Zinsen bezahlen, wenn sich das Geschäft, nicht wie erwartet entwickelt und der Business Plan angepasst werden muss.
  2. Das Startup hat zwar viel Kapital zur Verfügung, es muss jedoch auch effizient und in einem gewissen Zeitrahmen eingesetzt werden (engl. Capital Deployment). Manche Investitionen sind jedoch erst in einigen Monaten sinnvoll oder machbar.

Kapital kostet Geld – und es verursacht unnötige Kapitalkosten, wenn es nicht eingesetzt wird und nur auf der Bank verbleibt. Startups sollten vorab definieren, ob die Aufnahme eines großen Fremdkapital-Fundings auf einen Schlag die richtige Lösung ist.

Wie kann ich Kapitalkosten senken?

Eine Überfinanzierung mit negativen Auswirkungen auf die Kapitalkosten und Kapitaleffizienz ist aber nicht alternativlos. Es gibt Finanzierungsmodelle, die maßgeschneiderte Lösungen für Fremdkapitalrunden anbieten – und damit die Kapitalkosten senken.

Bei einer Finanzierung mit re:cap fallen durch solche maßgeschneiderten Lösungen etwa 40 bis 60% geringere Kapitalkosten im Vergleich zu Alternativen wie Term Loans an.

Dazu ist eine individuelle Bedarfsanalyse der Umsatzentwicklung sowie des Business Plans notwendig. Auf Basis dessen kann der Kapitalbedarf exakt pro Monat identifiziert und entsprechend finanziert werden.

Eine an den Kapitalbedarf angepasste Finanzierung wirkt sich positiv auf die Kapitalkosten aus.

Finanzierung an Geschäft anpassen – nicht umgekehrt 

Insbesondere junge Unternehmen profitieren davon, da sie ihre Finanzierung an ihre Geschäftsentwicklung anpassen können. Innerhalb ihres Finanzierungsrahmens nehmen sie Fremdkapital nur in Anspruch, wenn sie dieses auch benötigen.

Entsprechend fallen auch nur dann Kapitalkosten an. Anbieter:innen solcher Lösungen können ein individuelles Funding- und Rückzahlungsprofil erstellen, das auf dem Kapitalbedarf eines Unternehmens beruht.

So können die Bedarfe monats- oder sogar tagesgenau ermittelt werden, um effiziente Kapitalkosten zu erreichen. Zeitpunkt und Summe der Fremdkapitalaufnahme passen sich an den Businessplan und aktuelle Entwicklungen an. Das revolvierende Finanzierungsvolumen sinkt oder steigt je nach Bedarf.

Für Startups bietet das verschiedene Vorteile:

  1. Sie vermeiden eine Überfinanzierung und sichern sich die Mittel entsprechend ihrem tatsächlichen Kapitalbedarf.
  2. Die Kapitalkosten fallen dank präziser Planung geringer aus.
  3. Sie arbeiten kapitaleffizient.
  4. Das revolvierende Finanzierungsvolumen passt sich an die Bedarfe an und kann je nach Situation erhöht oder verringert werden.

Das sorgt dafür, dass Startups bessere Funding-Entscheidungen treffen können und ihre Kosten im Blick behalten. 

Fazit: Kapitalkosten im Blick behalten

Die Kapitalkosten können für Startups ein wichtiger Faktor bei der Entscheidung für oder gegen eine Investition sein. Um die beste Entscheidung zu treffen, müssen sie sich fragen: Wann brauche ich das Kapital? Wie viele Kapital brauche ich? Welche Summe möchte ich auf einen Schlag erhalten?

Die Beantwortung dieser Fragen hilft dabei, das Finanzierungsmodell auszuwählen, das zum eigenen Use Case passt. Klar ist: Die Kapitalkosten sollten keinen direkten und langfristigen Einfluss auf die Zahlungsfähigkeit eines Unternehmens haben.

Ist das der Fall, kann die Investition genau das Gegenteil dessen bewirken, was sich Gründer:innen davon erhofft haben.